NAHVERSORGUNG – einst und jetzt

Meine ersten Erinnerungen ans Einkaufen liegen schon weit zurück. Damals Anfang der 70er gibt es richtige „Krämereien“ auch „Greißler“ genannt in fast jedem Ort. Diese Geschäfte sind in der Warenauswahl intelligent sortiert. Man bekommt alles Wichtige zu kaufen.
Es sind keine Selbstbedienungsläden so wie heute. Man geht mit dem fein säuberlich geschriebenen Einkaufszettel zur Theke. Die Verkäufer suchen die Artikel aus dem Lager. Dann wird auf einem Zettel zusammengerechnet und man zahlt.
Die Zeit, in der die Waren zusammensortiert werden, nutzt man um mit anderen Kundschaften zu tratschen. Der beste Weg, um alle Neuigkeiten aus dem Dorf hautnah präsentiert zu bekommen. Eine zentrale Kommunikationsstelle. Manch einer, der es „braucht“, holt sich auf dem Weg in die Arbeit in der Früh schnell ein Schnapserl oder ein Bier. Es ist vieles einzeln erhältlich, was heute verpackt verkauft wird.

Die Krämerei

Auf der rechten Seite nach dem Eingang sind die Stoffe und die notwendigen Artikel für Bekleidung etc. Hier gibt es Gummibänder, Knöpfe, Nähmaterial und vieles mehr. Die Hauptanlaufstelle für die Kunden ist die querstehende Theke.
„Hallo, Grüß Dich, was kann ich für Dich tun?“. Der Verkäufer nimmt freundlich den Einkaufszettel entgegen. Er entziffert aus langjähriger Erfahrung fast jede Handschrift.
Die Fragen von heute: „Welche Butter soll ich nehmen, welchen Joghurt usw.“ stellen sich nicht. Das Angebot ist ausgeklügelt sortiert. Es gibt fast alles, aber nicht von allem vieles.

Auf Sonderangebote und Aktionen wird man persönlich hingewiesen. Bei der frischen Wurst und Käse die berühmte Frage, die heute noch Gültigkeit hat: „Darf es ein bisschen mehr sein?“.
Das wohltuende an diesen Einkäufen ist, dass man in Ruhe Zeit hat zu plaudern, kein Gedränge.
Ich helfe meiner Oma immer beim Tragen der schweren Einkaufstaschen und werde mit Süßigkeiten oder einem Comicheft belohnt.

Selbstbedienung

Supermarkt

Am Land sind diese Geschäfte viele Jahre zu finden. Diese Form hat aber einen gravierenden Nachteil. Man wartet, bis der vorherige Kunde bedient ist.

Aus diesem Grund finden die neuen Supermärkte immer mehr Anklang. Man dreht in Ruhe seine Runde durch das Geschäft, sucht seine Waren aus und zahlt an der zentralen Kasse beim Ausgang. Die ersten Registrierkassen, wahre Ungetüme erleichtern dem Personal das Kassieren.

alte Registrierkasse


Im Laufe der Jahre entstehen viele dieser Märkte. Filialketten bieten immer bessere Preise an. Entstanden zum Teil aus Einkaufsgenossenschaften.
Das Sortiment wird laufend vergrößert. Die Kundschaft bekommt fast alles im gleichen Geschäft. Das ist das Ziel der Verkaufsstrategen.

Filialketten vs Krämerei

Im Laufe der Jahrzehnte bedeutet dies das Ende der kleinen „Krämereien“. Die Menschen werden mobiler, es fahren viele Autos, eingekauft wird interessanterweise meist dort wo man arbeitet. Um die Kunden anzulocken gibt es Flugblätter, Werbeprospekte usw. In großen Stil gedruckt und mit der Post verteilt. Genau dies ist in der heutigen Zeit so üppig ausgeprägt, dass es zu viel des Guten ist.
Der Österreicher lässt sich leicht mit Rabattmarken und anderen Vergünstigungen locken. Man übersieht dabei, dass diese Preisnachlässe oftmals schon vorher einkalkuliert worden sind. Aber es ist ein befriedigendes Gefühl, wenn man billig eingekauft hat.
Im Lebensmittelbereich ist das persönliche Einkaufen nach wie vor die effizienteste Möglichkeit. In allen anderen Bereichen kommt im Laufe der Jahrzehnte mit dem Siegeszug des Internets die Gelegenheit Waren bequem online zu bestellen. Diese werden nach Hause geliefert.

Metzger und Bäcker

Einen wichtigen Teil der Nahversorgung übernehmen die örtlichen Bäcker und Metzger. Brot, Gebäck und Fleisch- und Wurstwaren, alles frisch. In den damaligen Zeiten wird Ware nicht in Plastik verpackt. Ebenfalls gibt es in fast keinem Haushalt eine Gefriertruhe. In unserem Ort ist im Keller des Gemeindeamtes ein Gefrierraum einer Tiefkühlgenossenschaft. Dort mietet man sich ein Gefrierfach und holt sich nach Bedarf die Waren ins Haus.

Frischfleisch


Der örtliche Fleischhauer gibt bekannt, wann er schlachtet. Es wird das frische Fleisch verkauft und alles verwertet. Blut und Leberwürste und andere Spezialitäten. Heutzutage ist dies leider schon lange nicht mehr gestattet. „Haus“ Schlachtungen werden nur unter Einhaltung teurer und aufwändiger Auflagen genehmigt.

Unser Metzger ist ein fast 2m großer kräftiger Mann. Wenn er ein bisschen getrunken hat, packt er immer extra viel Wurst in die Wurstsemmeln. Er unterstützt sogar die Dorfgendarmen. Einmal randaliert ein Betrunkener mit einem Messer und verschanzt sich in der Kirche. Die Gendarmen wissen nicht recht, wie sie das Problem lösen sollen. Der Metzger eilt hinein, nimmt ihm die Waffe ab und übergibt den Randalierer der Polizei.

Einkauf heute

Es ist eine schöne Zeit in den 60ern und 70ern. Persönliches Einkaufserlebnis. In den neuen Selbstbedienungsgeschäften läuft der Einkaufsvorgang um einiges schneller ab. Optimal wenn man nur eine Kleinigkeit braucht. Die Warenauswahl ist heute vielfältig. Andererseits erschwert dies das Einkaufen für ungeübte „Shopper“ ungemein. Anstatt einem Artikel einer Produktsorte gibt es jetzt unzählige zur Auswahl.
Viele Waren sind in Plastik verpackt. Der Müllberg zuhause wird immer umfangreicher. Dies ist leider der große Nachteil der heutigen Einkaufswelt. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

www.maximilian-zauner.info

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